Shani wird Chef der Münchner Philharmoniker – eine gute Wahl?

Der israelische Dirigent Lahav Shani wird ab 2026 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker

(München, 1. Februar 2023) Lahav Shani wird ab der Konzertsaison 2026/2027 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Das hat der Münchner Stadtrat heute auf Vorschlag des Orchesters beschlossen. Oberbürgermeister Dieter Reiter und Lahav Shani unterzeichneten den Vertrag, der eine fünfjährige Laufzeit vorsieht.

»Die Münchner Philharmoniker mit ihrer Tradition und ihrem Renommee haben sich verjüngt und wecken eine neue Begeisterung für Klassik. Dazu passt Lahav Shani absolut perfekt“, so Oberbürgermeister Reiter

»Danke für das Vertrauen in mich! Mit den Münchner Philharmonikern habe ich bereits zwei großartige Projekte realisiert. Das Orchester ist modern, neugierig und unglaublich klangschön. Es ist für mich eine Ehre, gemeinsam mit den Musiker*innen die Zukunft zu gestalten. Ich freue mich auf München und komme auch schon vor 2026 regelmäßig gerne hierher«, so Lahav Shani.

»Er ist einer von uns«, sagt die Sprecherin des Orchestervorstands, Alexandra Gruber. Die Musiker*innen haben mit ihm eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe erlebt, die die gemeinsame Entwicklung von Ideen ermöglicht. Er identifiziert sich bereits jetzt mit dem Orchester. »Lahav Shani ist ein nahbarer Mensch«, erklärt Gruber, »nicht nur für uns Musiker*innen, sondern auch für unser Publikum«. Im Sommer 2024 dirigiert Shani die Münchner Philharmoniker bei »Klassik am Odeonsplatz«.

Die Münchner Philharmoniker möchten Aufbruchstimmung verbreiten: „Die Aufbruchstimmung der Münchner Philharmoniker setzt sich also fort. Sie begann mit dem Umzug aus dem Gasteig in die Isarphilharmonie – die aktuelle Spielzeit firmiert unter dem Titel »Verwandlungen«. Als Teil dieses Prozesses ist die neueste Personalie Lahav Shani anzusehen: Sein Alter verspricht Neugier und Frische, seine Erfahrung musikalische Exzellenz und Stabilität – neben dem Spätromantischen wird er mit seinen Münchner Philharmoniker auch andere musikalische Welten erkunden.“

Lahav Shani (34) leitet seit 2018 leitet er das Rotterdam Philharmonic Orchestra als jüngster Chefdirigent und in der Nachfolge von Yannick Nézet-Séguin. 2020 übernahm der in Tel Aviv, Israel, geborene Shani auch die Position des Chefdirigenten des Israel Philharmonic Orchestra und folgte Zubin Mehta nach. Seine steile Karriere startete Shani, der seit seinem Studium eine enge Bindung zu seinem damaligen Mentor Daniel Barenboim hat, nachdem er 2013 den Internationalen Dirigentenwettbewerb Gustav Mahler in Bamberg gewann. Er gastiert regelmäßig unter anderem bei den Wiener Philharmonikern, den Berliner Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem London Symphony Orchestra, dem Boston Symphony Orchestra sowie dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam. Neben seinen Dirigiertätigkeiten ist er genauso als Pianist aktiv, spielt Kammermusik mit hochkarätigen Kolleg*innen, dirigiert vom Klavier aus und spielt professionell Kontrabass.
Die Leitung seines Rotterdamer Orchesters will er mit Amtsantritt in München abgeben, die Leitung des Israel Philharmonic Orchestra wird er allerdings beibehalten.

Paul Müller, Intendant: »Die Münchner Philharmoniker freuen sich, ihre Geschichte mit Lahav Shani als Chefdirigenten weiter fortschreiben zu können. Das Orchester steht seit jeher für Tradition, Emotion und Neugierde – und nicht zuletzt diese Werte verbinden uns miteinander. Es wird uns eine große Freude sein, gemeinsam mit Lahav Shani unvergessliche Konzerterlebnisse in München und der Welt zu kreieren«.

Kommentar:

Ob der 34-Jährige Shooting-Star und Barenboim-Zögling Lahav Shani wirklich die richtige Wahl für die Münchner Philharmoniker ist, wird sich erst noch zeigen müssen. Vorerst werden Shani erstmal reichlich Vorschusslorbeeren entgegen gebracht. Viel Erfahrung in der Leitung eines so herausragenden Orchesters hat Shani jedenfalls noch nicht. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, ein Risiko ist es aber dennoch. Und auch, dass er erst in vier Jahren in München antreten wird. Denn auch mit den Münchner Philharmonikern hat Shani noch nicht wirklich viel gearbeitet, zwei Konzerte in München und eine kleine Tournee. Ein Konzert mit dem Symphonieorchester des BR vor zwei Wochen mit Shani war jedenfalls (noch) keine Offenbarung – Rachmaninows Symphonische Tänze klangen recht pauschal und uninspiriert.
Konnten in der Vergangenheit die Namen der Chefdirigenten für die Münchner Philharmoniker nicht groß genug sein – Thielemann, Maazel, Gergiev –  darf es plötzlich ein Newcomer sein. Staunen darf man also sehr wohl über diese ungewöhnliche Wahl – es muss wohl an der Aufbruchstimmung liegen…

Robert Jungwirth

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert